Max Lang im Fex

guylang —  24. August 2013 — Leave a comment

Max Lang im Fex, Aquarell von Gisela Spahlinger, etwa 1985

Den Sommer verlebte Max Lang jeweils in Fex-Platta, oberhalb Sils Maria im Engadin. Jeannette und Gustav Eichelberg, die Eltern seiner Frau Monique, hatten in den Zwanzigerjahren ein Bauernhaus aus dem 16. Jahrhundert gekauft, seither war es für ihre Kinder mit ihren Familien, Enkel und Freunde ein beliebtes Ferienhaus. Das Haus war sehr einfach, doch sein Charme und sein ursprünglicher Charakter waren Quellen von Inspiration und Fantasie.

Zwar gab es elektrischen Strom sowie in der Küche fliessend kaltes Wasser aus dem Brunnen – geheizt und gekocht wurde nur mit Holz auf einem alten Herd. Max Lang liebte das Tal. Er hatte sich eigens ein Kleinklavier von Knight gekauft, dem im Bass 1 1/2 Oktaven fehlten, und liess von einem Schreiner eine Kiste nach Mass bauen, um das Instrument zu transportieren. Damit konnte er in den Sommermonaten im Fex arbeiten. Er lernte Sinfonien und Opern auswendig, studierte Partituren und komponierte. Seine Oper «Der Alchemist» entstand beispielsweise in der Abgeschiedenheit des Tals.

Ehe Max Lang sich der Musik widmen durfte, musste er auf Geheiss seines Vaters eine Mechanikerlehre absolvieren. Motoren, Maschinen und Mechanik faszinierten ihn Zeit seines Lebens. So fuhr er lange Zeit einen Morgan 4/4– damals gab es von diesem Sportwagen gerade mal Zwei in der Schweiz. Er war auch ein begeisterter Flieger. Ob Segelflieger – an der Weltmeisterschaft in Schweden 1952 war er mit dabei, um gelandete Segelflugzeuge zurück zu transportieren –, Bücker Jungmann für Akrobatik oder Piper, Fliegen war für ihn eine Herzensangelegenheit. So führte er als Fluglehrer auf dem Flugplatz Altenrhein zahlreiche Schüler in die Kunst des Motorfluges ein. Sein Interesse ging so weit, dass er eine Komposition der griechischen Sagengestalt Ikarus widmete: «Icare», Ballet symphonique pour orchestre.

Doch zurück zum Fex. Dank seiner Kenntnisse revidierte Max Lang in seinen Ferien jeweils die Traktoren und Mähmaschinen der Bauern von Fex Platta. Er nahm die Motoren auseinander, reinigte sie in einem Benzinbad, baute sie wieder zusammen und stellte sie optimal ein. Auch dem Haus kamen seine handwerklichen Fähigkeiten und seine Liebe zu originalen Details zu Gute: er flickte Holztürchen, baute neue mit fein gestalteten Holzmustern und richtete eine Hobelbank aus den dicken Brettern des Kuhstalls ein.

Gisela Spahlinger ist Malerin, Bühnen- und Kostümbildnerin. Sie lernte Max Lang 1972 in St. Gallen kennen. Heute lebt sie in Budenheim bei Mainz.

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